Aufgabenstellung: Wettbewerb Neubau Feuerwehrgerätehaus Greven

Die Stadt Greven beabsichtigt den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, das in Zukunft durch den Löschzug des Stadtteils Gimbte genutzt werden soll. Der für 25 Feuerwehrmänner und 5 Feuerwehrfrauen geplante Neubau soll Platz für zwei Fahrzeughallen sowie Umkleidekabinen inkl. Duschräumen, einen Schulungsraum, ein Büro, eine Küche und diverse Lagerflächen bieten. Die für Greven wichtige „historische Spritze“ soll im Eingangsbereich ausgestellt werden.

Des Weiteren soll ein Jugendheim in das Gebäude integriert werden. Hierzu soll ein flexibler Mehrzweckraum und einen Jugendraum mit Nebenräumen in den Neubau geplant werden, die durch die Vereine in Greven genutzt werden können.

Der zur Verfügung stehende Kostenrahmen für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses mit Jugendheim beläuft sich auf knapp 1,3 Mio. Euro brutto (KG 300+400).

Der anonyme Wettbewerb richtet sich an Architekturbüros, die die Aufgabe gemeinsam mit Freiraumplanern bearbeiten.

Projektdaten:

Bearbeitung:
06/2021 – 09/2021
Art:
n. o. Realisierungswettbewerb
Brutto-Grundfläche:
667 m²
Auslober:
Stadt Greven
Konzept Freianlagen:
B.S.L. Landschaftsarchitekten, Soest

Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Lageplan
Lageplan
Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Visualisierung Haupteingang
Visualisierung Haupteingang

Städtebau und Architektur

Die Wahl von zwei versetzt angeordneten Baukörpers definiert unterschiedliche Außenbereiche mit jeweils eindeutiger Funktionszuordnung von Feuerwehr und Jugendheim. Die gefaltete Dachlandschaft schafft eine gestalterische Einheit, welche mit der kleinteiligen und dörflichen Umgebungsbebauung in einen Dialog tritt.

Die äußere Anmutung des Gebäudes wird neben der Dachlandschaft maßgeblich von den rötlichen Klinkern der Fassade sowie den stehenden Fensterformaten geprägt. Durch den weichen Übergang zwischen Fassade und Dach entsteht ein monolithisches Gebäudeensemble aus Jugendheim und Feuerwehr. Die Außenfassade fügt sich durch den rötlichen Klinker im Dünnformat homogen in den vorhandenen Dorfcharakter ein.

Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Grundriss
Grundriss
Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Funktionelles Konzept
Funktionelles Konzept

Funktionale Konzeption

Die funktionale Konzeption wurde so gewählt, dass sich das Raumprogramm optimal abbildet. Die notwendigen Räume der Feuerwehr sowie die Fahrzeughalle befinden sich im rückwärtigen Bereich des Grundstücks.

Die Räume des Jugendheims sind in Richtung Straße mit einer Orientierung nach Süden angeordnet, sodass beide Gebäudeteile autark voneinander funktionieren. Der Mehrzweckraum des Jugendheims verfügt über einen abgegrenzten Außenbereich, der von den Jugendlichen genutzt werden kann. Durch die Forderung, einen großen Versammlungsraum bespielen zu können, ist der Schulungsraum der Feuerwehr dem Mehrzweckraum des Jugendheims direkt zugeordnet. Sie können bei Bedarf flexibel verknüpft werden.

Das Foyer dient gleichzeitig als Ausstellungsfläche für die historische „Spritze“ und kann um die Fläche des Jugendraumes erweitert werden, da auch hier die Möglichkeit des Einbaus einer mobilen Trennwand besteht.

Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Schnitt

Nachhaltigkeit und Materialität

Das gewählte Fassaden- und Dachmaterial ist durch seine Langlebigkeit, Eigenschaften wie Druckfestigkeit und geringe Wasseraufnahme sowie die Tatsache, dass rund 90 Prozent aller gebrannten Klinker und Ziegel wiederverwendet werden können, sehr nachhaltig.

Im Außenbereich wird Wert auf eine möglichst geringe Versiegelung der Fahr- und Stellplatzflächen gelegt.

 Im Eingangsbereich werden großzügige Fenster als Pfosten-Riegel-Konstruktion geplant, ebenso im Bereich des Flures am Nebenzugang. Sonstige Fenster sind als Alu-Fenster mit 3-Scheiben-Isolierverglasung geplant.

Die Feuerwehr-Tore werden als Schiebefalttore in Stahl mit integrierter Schlupftür ausgeführt. Die Türen sind mit einer großflächigen Verglasung geplant, um in der Halle ein höchstes Maß an Transparenz zu sichern.

Als Bodenbeläge sind im Bereich des Foyers sowie in den Fluren großformatige Fliesen vorgesehen. Jugendraum, Mehrzweckraum und Schulungsraum sollen mit einer hölzernen Oberfläche ausgestattet werden. Sämtliche Sanitärräume sowie die weiteren Nebenräume erhalten einen Fliesenbelag.

Für den Bodenbelag in der Fahrzeughalle wird ein entsprechender rutschhemmender Industrieestrich vorgesehen, in den Boden sind entsprechende Gitterroste für die Stiefelreinigung sowie Ablaufrinnen, die die Abwässer in einen Abscheider einleiten, vorzusehen.

Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Fassadenschnitt
Fassadenschnitt
Wettbewerb Feuerwehrgerätehaus Greven: Isometrie
Isometrie

Freiraumgestaltung

Alle mit dem Fahrrad oder zu Fuß ankommenden Besucher werden durch einen Pflasterteppich zum Eingang des Jugendheim und der Mehrzweckräume geführt.

Wenn die Besucher das Gebäude durch den hinteren Ausgang verlassen, setzt sich dieser Teppich auch im hinteren Freiraum fort und erschließt hier verschiedene Spiel-, Sport- und Aufenthaltsbereiche. Begleitet wird das Pflasterband im Bereich des Gebäudes von einer Wandscheibe mit Ausblicken in die Umgebung. Entlang der nördlichen Grundstücksgrenze kann in einem gemuldeten Streifen Regenwasser versickern. Eine Hecke und eine Baumreihe begrenzen das Grundstück nach Norden.

Im Osten zwischen Gebäude und Überwasserstraße liegt ein von einer niedrigen Hecke umgrenzter Freiraum, der dem Mehrzweckraum zugeordnet ist und auch für Feiern genutzt werden kann. Im Süden grenzen hieran gepflasterte Flächen entlang der Überwasserstraße. Sie wirken wie eine Hoffläche und werden – wie oft im dörflichen Kontext – von mehreren großen „Hofbäumen“ begleitet. Hier befinden sich die Alarmausfahrt und die durch eine Vegetationsinsel abgetrennte Zufahrt für Einsatzkräfte und Besucher des Jugendheims, die mit dem PKW ankommen. Hecken begrenzen das Grundstück im Süden zum Nachbarhof.

Der hinter dem Gebäude liegende Grundstücksteil soll sein grünes, landschaftliches Erscheinungsbild erhalten. Daher werden die Stellplatzflächen aus Rasenkammersteinen hergestellt und mit einem lockeren Baumbestand beispielsweise aus Zierobstgehölzen (Assoziation: „Obstwiese“) überstellt.

Ganz im Westen des Grundstücks befindet sich der durch Bodenmodellierungen eingefasste Bolzplatz. Durch in die Hügel eingelassene Sitzstufen entsteht eine „informelle Tribüne“. Nach Westen öffnet sich der Bereich. Von zwei Liegemöbeln aus kann man durch dieses „Landschaftsfenster“ in die Münsterländer Parklandschaft blicken.