Mittwoch, 13. März 2024

Emil´s GmbH realisiert Modellprojekt des BDA Dortmund-Hamm-Unna mit Unterstützung der Stadt Dortmund

Dies ist ein Pressetext der „Lanstroper Wohnhöfe GbR“.

 

Modulbauweise, Systembauweise und Standardisierung gelten als die Zauberworte in der Wohnungswirtschaft und Politik. Durch hohe Stückzahl gleicher Bauelemente, Wohnungs-  und Gebäudetypen soll die bezahlbare Wohnversorgung  gewährleistet werden. Die Vielfalt und Identität von Gebäuden und Quartieren sowie die natürliche Mischung von sozialen Gruppen bleibt dagegen zu oft auf der Strecke.

Der BDA Dortmund-Hamm-Unna geht einen neuen/anderen Weg.

Ab 2024 wird  in Dortmund ein Wohnquartier realisiert, dass durch die Lanstroper Wohnhöfe GbR, eine Projektgruppe von zwölf Architekturbüros im BDA zusammen mit der Emil´s GmbH aus Bergisch-Gladbach, als Modellprojekt eines zukunftsgerechten  Stadtquartiers initiiert und so geplant wurde, das es bezahlbar realisiert werden kann.

Für das ca. 1,1 ha große Grundstück der Stadt Dortmund entwickelte die Architektengruppe zunächst einen vielfältigen, zukunftsfähigen Stadtraum mit kleinteiliger Parzellenstruktur und prägender Quartiersidentität als Basis der weiteren baulichen Entwicklung.

Die Entwürfe zur Bebauung sind von Zielen des Klimaschutz, der Freiraumqualität, Nachhaltigkeit und tragbaren Kosten geleitet.

Für den Bau der 140 Wohnungen mit 11.100 qm Wohnfläche werden die  gemeinsame Tragwerksplanung, die gemeinsame technische Gebäudeausrüstung und die rationelle Systembauweise sowie gemeinschaftliche Stellplatzanlagen und Freiflächenplanung anwendet und dennoch dreizehn individuelle ortsbildprägende Wohngebäude-Architekturen entworfen.

Für den Bauherrn schien es im Jahr 2020 noch nicht vorstellbar, ein Wohnungsbauprojekt dieser Größe mit zwölf Architekt*innen zu realisieren. Heute würde er es wieder tun. Die unterschiedlichen  Architekturbüros des BDA Dortmund-Hamm-Unna  versprachen, sich selbst so zu organisieren, dass der Bauherr zwar den Mehrwert der Nachhaltigkeit und  Vielfalt bekommen sollte, aber lediglich eine konstante kleine Projektleitungsgruppe als Ansprechpartner*in haben würde. Alle Planer*innen würden sich auf eine gemeinsame Tragwerksplanung, technische Gebäudeausstattung, Freiraumplanung und  Systembauweise verständigen und auch gegenüber den Fachplaner*innen eine Ansprechpartner*in zur Verfügung stellen. In ihrem ArGe-Vertrag  verpflichten die Architekt*innen sich untereinander zu kooperativer  Zusammenarbeit.

Die Projektentwicklung chronologisch

Bereits im Jahr 2016 entsteht unter den Kolleg*innen des BDA Dortmund-Hamm-Unna die Idee, anhand einer konkreten Bauaufgabe nachzuweisen, wie geförderter Wohnungsbau langlebig, zukunftsgerecht, qualitativ und bezahlbar hergestellt werden kann. Zu diesem Zweck stellt ihnen die Stadt Dortmund unter dem ehemaligen Planungsdezernenten Ludger Wilde  ein unbebautes  rund 1,1 ha großes Grundstück mitten in einer Zeilenbausiedlung der  60er Jahre zur Verfügung.

Im Jahr 2017 analysieren dreizehn Büros das Baugrundstück der Stadt Dortmund in stadträumlicher, bautypologischer, freiraumplanerischer und soziologischer Hinsicht.

Anstelle eines anonymen städtebaulichen Wettbewerbs entwickeln die – an anderer Stelle im Wettbewerb stehenden – Büros in eigener Initiative und Verantwortung in zahlreichen Workshops und Diskussionsrunden  auch mit dem Planungs-, Liegenschafts und Wohnungsamt der Stadt Dortmund ein städtebauliches Gesamtkonzept aus zunächst dreizehn unterschiedlichen Planungsansätzen.

Unter dem Arbeitstitel „Neue Nachbarschaften für die Gartenstadt Lanstrop“ entwickeln die Kolleg*innen in zahlreichen Workshops aus dreizehn Planungsansätzen als Antwort aus aktuellen klima- und zukunftsgerechten städtebaulichen Anforderungen  und der vorhandenen Zeilenbaustruktur das Leitmotiv für die Nachverdichtung von Neu-Lanstrop.  Aus den scheinbar gegensätzlichen Auffassungen der Begegnungsangebote einer Wohnbebauung durch private grüne Innenhöfen und „halböffentliche“ Erschließungshöfe  entsteht das „Duale Konzept der Höfe“ mit vielen unterschiedlichen privaten und öffentlichen Grün- und Freiflächen. Die Höhenentwicklung mit drei – bis viergeschossiger  Bebauung und einer fünfgeschossigen Landmarke passt  sich  der Höhenentwicklung der Umgebung an, ohne sie jedoch zu kopieren. Die beteiligten Architekt*innen einigen sich darüber hinaus auf wesentliche städtebauliche Rahmenbedingungen, Baulinien zum öffentlichen Raum, Baugrenzen zum Freiraum, ein Sockelgeschoß, Flachdächer und wesentliche Wegebeziehungen.

Das Planungsteam teilt das Grundstück in dreizehn Parzellen, für die dann jedes beteiligte Büro ein Mehrfamilienhaus entwirft, dass für alle Wohnungen die Bedingungen und insbesondere die Flächenobergrenzen des geförderten Wohnungsbaus einhält.

In weiteren Workshops werden die Ergebnisse in Arbeitsmodellen zusammengestellt, erörtert und angepasst.

Insgesamt entstehen so in der Planung über 11.000 qm Wohnfläche in 140 unterschiedlichen Wohnungen und dreizehn individuellen Gebäuden von zwölf BDA –  Büros aus Dortmund, Unna und Lünen.

Die Spektrum  der Entwürfe umfasst alle Wohnungsgrößen vom Apartment bis zur Familienwohnung, unterschiedliche Gebäudetypologien, ein Haus für gemeinschaftliches Wohnen  und zwei Quartiersräume für alle Bewohner*innen.

Aus dem planerischen Experiment ergibt sich ein lebendiges Bild verschiedener Gebäude, bei dem jedes der dreizehn  Gebäude ein großes Maß an Individualität und  Wiedererkennungswert aufweist. Für die Bewohner*innen  werden darüber hinaus einprägsame öffentliche und private Freiräume geschaffen.

Dies wurde auch bei öffentlichen Veranstaltungen ausnahmslos positiv aufgenommen.

Sowohl im Stadtentwicklungsausschuss, in der Planungsverwaltung als auch in der Bezirksvertretung, dem Gremium der Initiative „Nordwärts“ und dem „Forum Stadtbaukultur“ konnte das Planungsteam sich der Rückendeckung der Bevölkerung versichern.

Diese positive Energie führte auch dazu, dass die Emils´s GmbH aus Bergisch-Gladbach als Investor 2020 für das gesamte Quartier ins Projekt einstieg und die bestehende Konzeption mit dem Planungsteam weiterentwickelte. Neben der bereits entwickelten Vielfalt der Typologien werden ein inklusives Wohnprojekt mit Betreuungsangebot durch die Stiftung – Bethel und zwei öffentlich geförderte multifunktionale Quartiersräume das Konzept der sozialen Mischung ergänzen.  Die energetische Qualität wurde als Passivhaus-Standard definiert.  Fahrradstellplätze sind in überdurchschnittlicher Anzahl in den Gebäuden untergebracht und die PKW-Stellplätze bleiben trotz der hohen Kosten unter der Erde. Selbst die Abfall- und Wertstoffsammelanlagen sind dezentral innerhalb  der Gebäude untergebracht. Es werden also alle Voraussetzungen erfüllt für ein lebenswertes Quartier mit attraktivem Wohnumfeld und hoher Quartiersidentität.

Rund zwei Drittel aller Wohnungen werden öffentlich gefördert, sind also mietpreisgebunden, davon sind jeweils die Hälfte in den Förderstufen A und B. Ein Drittel der Wohnungen werden frei finanziert. Fast alle Gebäude werden gemischt belegt, also von Mieter*innen aller drei Mietstufen.

Im Mai 2022 beschließt das Land NRW die außerordentliche Förderung im Rahmen eines Modellprojektes der Quartiersförderung NRW.

Die Baugenehmigungen sind inzwischen weitgehend erteilt – mehr als fünf Jahre nach dem ersten Workshop. Obwohl sich die Baukosten und Finanzierungsbedingungen 2021-2023 extrem ungünstig entwickelt haben hält die Emils´s GmbH an der eigenständigen/individuellen Architektursprache der beteiligten Kolleg*innen fest.  Die Baugrunduntersuchungen haben soeben begonnen. Die Emil´s GmbH wird die Wohnungen dauerhaft im eigenen Immobilienbestand behalten und in eigener Regie vermieten.

Die Lanstroper Wohnhöfe werden ein Vorzeigeprojekt für qualitätsvollen  Wohnungsbau und bezahlbare Mieten, für die qualitativ zukunftsgerechte Quartiersentwicklung sowie für die Kollegialität und Kooperationsfähigkeit der Architekt*innen im BDA und die vorbildliche Zusammenarbeit mit den Fachämtern der Stadt Dortmund.

 

„Lanstroper Wohnhöfe GbR“
Architekt*innen BDA

Die Gesellschafter

BAUART Gesellschaft für funktionales Bauen
Michael Beisemann Architekt BDA
Marcus Birker Architekt BDA
ECHT.FIETZ+ASSOZIIERTE  Architekten BDA
Kroos + Schlemper Architekten
Marcus Patrias Architekten BDA
post welters + partner Architekten & Stadtplane
EVAREBER Architektur + Städtebau
Schamp & Partner Architektur und Städtebau
Schreiter Architekten
Theißen + Partner Architekten
Weicken Architekten